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Pilotprojekt

„Teilnehmen und Teilhaben“: Deutsche Sprache und Kultur für Frauen mit Migrationshintergrund (mit Kinderbetreuung)

Gruppenarbeiten sind ein wichtiger und beliebter Teil des Unterrichts.
Gruppenarbeiten sind ein wichtiger und beliebter Teil des Unterrichts.

Ein kostenloser Deutschkurs nur für Frauen, der eine Kinderbetreuung beinhaltet: mit diesem Angebot reagierte der damalige Ausländerbeirat 1996 erstmals auf die besonderen Schwierigkeiten, mit denen Frauen beim Erlernen der deutschen Sprache konfrontiert sind. Gerade für Mütter mit kleinen Kindern ist es fast unmöglich, an einem klassischen Sprachkurs ohne Kinderbetreuung teilzunehmen. Zudem dürfen sie je nach kulturellem Hintergrund nicht zusammen mit Männern lernen oder Bildung für Frauen wird als Verschwendung betrachtet – daher müssen einige Frauen auch zuerst lesen und schreiben lernen. Dabei ist die Rolle der Frau und Mutter im Integrationsprozess der gesamten Familie von großer Bedeutung.

Dieses Konzept verfolgt auch das aktuelle Pilotprojekt „Teilnehmen und Teilhaben: Deutsche Sprache und Kultur“, das der Beirat für Migration und Integration gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz, der Nikolaus-Koch-Stiftung und dem Jugendamt der Stadt Trier trägt. Es wurde ins Leben gerufen, als die Flüchtlingswelle von Ende 2014 bis 2017 Deutschland – und Trier – erreichte.

Da die Kurse allen Frauen unabhängig von ihrem Status (Asyl, Duldung etc.) offenstehen, kamen auch Frauen, die auf der Flucht vor Krieg und Tod zum Teil Unbeschreibliches erlebt hatten in den Unterricht. Ihr Alltag war – und ist häufig immer noch – geprägt von Angst, Misstrauen und Einsamkeit. Für diese Frauen war es unabdingbar, ihnen mit Bildung ein Instrument an die Hand zu geben, das ihnen erlaubt, selbständig zu werden, sich zu integrieren und gleichzeitig ihre Erlebnisse aufzuarbeiten.

Obwohl auch im aktuellen Kurs die Mehrheit der Mütter aus Krisenländern (zum Beispiel Syrien, Afghanistan, Iran, Uganda) kommt, gibt es auch Schülerinnen, deren Wurzeln in anderen EU-Ländern (zum Beispiel Ungarn, Polen, Rumänien, Portugal) oder außerhalb Europas liegen (zum Beispiel Dominikanische Republik, China, Brasilien). Das Projekt hat gezeigt, dass die Teilnahme von Frauen aus vielen Kulturkreisen vor allem den Schülerinnen aus Krisenländern hilft, Selbstvertrauen und Sicherheit zu finden – zwei nicht zu vernachlässigende Faktoren für den Erfolg des Lernprozesses.

Der Sprachkurs vermittelt einen Alltagswortschatz, mit dessen Hilfe sich viele Situation bewältigen lassen und der somit ausschlaggebend ist für die gesellschaftliche Integration: nicht nur als Hausfrauen und Mütter, sondern auch zum Einstieg ins Berufsleben. Ebenso stehen in den regelmäßigen Seminaren Aspekte des Lebens in Deutschland auf dem Lehrplan, so zum Beispiel eine Einheit über Frauenrechte und Gesundheit in Kooperation mit pro familia. Andere Veranstaltungen hatten das deutsche Schulsystem oder den Einstieg in die Arbeitswelt zum Thema.

 
Bildergalerie
  • Teilnehmerinnen des Deutschkurses informieren sich im Landesmuseum über die Geschichte der Stadt.