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12.03.2020

Zum Weltfrauentag: 37 Prozent der Flüchtlinge sind Frauen und Mädchen

Der Initiativausschuss für Migrationspolitik in RLP teilt mit: In der öffentlichen Debatte über die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen richtet sich der Blick fast ausschließlich auf Männer. Tatsächlich aber waren etwa 37 Prozent der Asylsuchenden, die zwischen 2016 bis 2019 nach Rheinland-Pfalz gekommenen sind, Frauen und Mädchen.
  • Die verzerrende Gleichsetzung von Asylsuchenden mit jungen Männern trägt dazu bei, dass besondere Schutzbedarfe von Flüchtlingsfrauen aus dem Blick geraten: In Erstaufnahmeeinrichtungen und kommunalen Unterkünften fehlt es vielfach an bedarfsgerechter Infrastruktur für alleinstehende Frauen oder Frauen mit minderjährigen Kindern. Einschränkungen der Bewegungsfreiheit, Bedrängungssituationen und Gewalterfahrungen sind für sie deshalb fast alltäglich.
  • Die verzerrende Gleichsetzung von Asylsuchenden mit jungen Männern führt dazu, dass die gesellschaftliche Integration von Flüchtlingsfrauen erschwert wird und sie ihr Potential für das Gelingen von Integrationsprozessen nicht ausreichend nutzen können: Der gleichberechtigte Zugang von Frauen zu Deutschfördermaßnahmen, Integrationskursen, Bildungsangeboten und Instrumenten der Arbeitsmarktintegration scheitert oftmals an fehlenden geschlechtsspezifischen Angeboten und flankierender Unterstützung.
    Diese „Unterversorgung“ hat Folgen: Nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sehen zwar fast 90 Prozent der Flüchtlingsfrauen in der Erwerbstätigkeit die beste Möglichkeit zur Unabhängigkeit und wollen 63 Prozent eine Arbeit aufnehmen. Tatsächlich aber liegt - fünf Jahre nach der Einreise - ihre Erwerbstätigkeitsquote bei lediglich 29 Prozent. Zum Vergleich: bei männlichen Flüchtlingen liegt sie zum gleichen Zeitpunkt bei 57 Prozent.
  • Die verzerrende Gleichsetzung von Asylsuchenden mit jungen Männern begünstigt die falschen Angsterzählungen von Rechtspopulisten und Rechtsextremisten und wirkt sich damit negativ auf die gesellschaftliche Akzeptanz der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen aus.

Die Ignoranz gegenüber Flüchtlingsfrauen und ihren Belangen ist ein Abbild des Geschlechterverhältnisses in allen Teilen unserer Gesellschaft. Flüchtlingsfrauen sind Frauen mit dem berechtigten Anspruch auf die „Hälfte des Himmels“. Diese Tatsache anzuerkennen, ist ein erster Schritt, dem weitere schnell folgen müssen:

  • Ausbau der bedarfsgerechten Infrastruktur in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes und den kommunalen Unterkünften. Dazu zählen insbesondere Schutz- und Rückzugsräume, Kinderbetreuungsangebote sowie kompetente und geschlechtssensible Beratungs-, Unterstützungs- und Begleitangebote.
  • Schnelle Umverteilung von alleinstehenden Frauen oder Frauen mit minderjährigen Kindern aus den Erstaufnahmeeinrichtungen in kommunale Unterkünfte.
  • Ausbau des Bildungs-, Integrations- und Deutschförderkursangebotes sowie der Maßnahmen zur Förderung der Arbeitsmarktintegration. Hierbei ist auf die besonderen Bedarfe und Belange von Flüchtlingsfrauen Rücksicht zu nehmen. Sicherzustellen ist insbesondere, dass Angebote zur Kinderbetreuung integraler Bestandteil dieser Angebote sind und Mobilitätsproblemen - insbesondere im ländlichen Raum - durch die Übernahme von Fahrtkosten abgeholfen wird.

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